Krefeld I: FDP-Politiker Otto Fricke im Gespräch

Die Bundestagswahl rückt immer näher und wir wollen Euch die Kandidaten aus Krefeld und dem Kreis Viersen vorstellen. So könnt Ihr Euch ein besseres Bild machen, wen Ihr am 23.02.2025 mit Eurer Erststimme wählen wollt.

© Otto Fricke, FDP Krefeld

Otto Fricke (49) ist Politiker der FDP und wurde in dem Wahlkreis 109 Krefeld I als Kandidat für den Bundestag aufgestellt. Er ist in Krefeld geboren und aufgewachsen. Fricke ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Nach seinem Abitur in Krefeld studierte er Rechtswissenschaften in Freiburg. Er ist im Bundestag unter anderem bereits seit 2017 als haushaltspolitischer Sprecher der FDP tätig. Ihm ist wichtig, dass in Krefeld investiert wird und er möchte für eine gute Infrastruktur einstehen.

Unsere Fragen an Otto Fricke

Hat die Rolle der FDP beim Ampel-Aus einen Einfluss auf den Wahlkampf?

© Welle Niederrhein

„Es war vor Weihnachten noch immer was, wo ich darauf angesprochen worden bin. Damals schon mehrheitlich mit der Sache: Ein Glück, dass es zu Ende ist. Es gab dann immer noch die Frage, ich finde immer die typisch deutsche Frage, deswegen gucken wir ja auch so gerne Tatort: Wer ist schuld? Und ich glaube ja nicht daran, Wahlspruch von mir ist ja auch, suche nicht nach dem Schuldigen, sondern löse das Problem. Spielt es jetzt noch eine Rolle? Also die drei Tiefkühlstände, die ich schon hatte, das war ja in den letzten Wochen immer so, 0 Grad, minus 1 oder sonstiges, da spielt das weniger eine Rolle. Weil aber jetzt auch das passiert, was immer bei Wahlen passiert. Je näher der Wahltermin rückt, umso mehr ist das Denken weg von: Was war in der Vergangenheit? Und da kann man gerne diskutieren, muss man auch vielleicht, hin zu: Was will ich für die Zukunft? Und dadurch verschwindet das. Aber dass das natürlich ein wichtiges Thema im November, auch Dezember noch war, gar keine Frage.“

Was wären Ihre Pläne für den Bundestag?

© Welle Niederrhein

„Naja, es gibt einen einfachen Plan. Der erste ist nämlich den ersten Job, den ich dann habe. Oder den ich dann hätte. Ich bin dienstältestes Mitglied meiner Fraktion ja jetzt schon. Das heißt auch, ich würde die neue Fraktionssitzung der neuen Fraktion der nächsten Legislatur eröffnen. So wie der dienstälteste Abgeordnete insgesamt ja auch die Sitzung des neuen Bundestages eröffnet. Und ansonsten die alte Regel, die bei mir gilt. Ich bin Parlamentarier aus Überzeugung und deswegen würde ich gerne wieder Haushaltspolitischen Sprecher machen. Viele sagen, das wäre ja aber langweilig. Da sag ich: Da unterschätzt ihr, was das für ein fantastischer Job ist, den man da machen kann. Zumal Haushalt einfach, das ist das, was ich super gerne mache.“

Der Haushalt war in der letzten Legislaturperiode ein großes Thema. Ist er das immer noch?

© Welle Niederrhein

"Ja, gerade aktuell wegen der 3 Milliarden für die Ukraine, klar. Naja, und das Witzige ist, als ich angefangen habe 2002 als Abgeordneter, habe ich ja angenommen, das ist ja ein wichtiges, mächtiges Thema, weil wenn es ums Geld geht, ist ja wie zu Hause, wie in jedem Verein, wie überall, ist ja schon wichtig. Aber ehrlich gesagt ist es ja nicht so wichtig für die Öffentlichkeit. Am Ende dann doch."

Schwingt das Ampel-Aus noch mit?

© Welle Niederrhein

„Nein, mitschwingen tut es immer. Also je tiefer und je länger sich Bürgerinnen und Bürger mit der Frage Wahl beschäftigen, umso mehr spielen auch Elemente der Vergangenheit natürlich auch eine Rolle. Aber, und das ist ja spannend, es kommt ja jetzt immer mehr auch raus, und das glaube ich auch… Also für mich ist einfach die Erfahrung war auch, da waren drei Parteien, die mit guter Intention nach 16 Jahren Angela Merkel gestartet sind und auch manches verbessert und verändert haben. Aber wir wussten eigentlich alle spätestens im Sommer, dass der Beziehungsstatus von „Es ist kompliziert“ zu „Es geht eigentlich nicht mehr“ wurde. Und dann, und ich sage das immer, weil ich mag nicht diese Schuldvorwürfe, dann hätten eigentlich alle drei sagen müssen: Okay, wie kriegen wir das jetzt fair und gut beendet? Und das hat nicht funktioniert. Dann hat erstmal, hat den schwarzen Peter, wie man so schön sagt, hat erstmal Christian Lindner und die FDP gehabt. Jetzt merken immer mehr Leute, naja, also das, was der Kanzler da von Christian Lindner verlangt hat, nämlich einerseits bei der Verfassung zu sagen, egal, wir machen neue Schulden und faktisch auch gegen den eigentlich von Christian Lindner, ja vorher mit SPD und Grünen geschlossenen Koalitionsvertrag zu verstoßen, wo gesagt wird, wir machen keine Notsituationen. Die man übrigens auch nicht einfach so machen kann. Man muss die Bedingungen der Verfassung erfüllen. Da ist jetzt inzwischen auch klar, naja, also ob das jetzt nun alleine der war oder ob es eigentlich alle drei waren - ich gucke jetzt weiter in die Zukunft. Deswegen ja, es spielt noch eine Rolle, aber spielt nicht die Rolle im Sinne von „Ihr wart alleine schuld“ und deswegen muss das jetzt so und so sein.“

Fühlen Sie sich darum gerade in einer seltsamen Position oder gehen Sie gestärkt in den Wahlkampf?

© Welle Niederrhein

„Nö, ich glaube, da bin ich nochmal anders. Wenn es rein um dieses Gefühl geht, muss ich sagen, diese Koalition ist zu Ende. Das ging nicht mehr. Hätte man jetzt gesagt, das machen wir noch länger weiter, wäre das für dieses Land schlecht gewesen. Vor allen Dingen, weil unabhängig von der Frage, wie, jeder sagt, wir müssen uns ändern. Das ist das Hauptthema auch, dass die Leute sagen, wir müssen was ändern. Ich sage dir immer, frag dich als erstes selbst, was du ändern würdest, weil sonst ist es eben sehr, sehr schwierig. Und das Zweite ist, ist man dann gestärkt? Nee, da bin ich sehr vorsichtig. Ich glaube, du kannst sehr wenig aus der Tatsache, also ich könnte jetzt sagen, ja, weil wir haben gerade den Haushaltsabschluss vor 2024 und wir haben drei Milliarden weniger Schulden, wir haben zehn Milliarden zusätzlich ins nächste Jahr übertragen können, wir haben das Maastricht-Kriterium wieder eingehalten, wir sind unter den... Alles schön. Aber all das ist ja nicht etwas, wofür man nachher gewählt wird. Sondern die Wahl kommt zu der Frage, traue ich grundsätzlich dir zu, dass du für eine bestimmte Linie stehst? Traue ich dir grundsätzlich zu, dass du die einhältst, wissend, dass in einer Koalition immer man nicht 100% durchsetzen kann? Und hast du Leute, die es können? So, und dann kommt die Entscheidung. Da sagen manche, ja, kannst du, und andere sagen, ne also deine Politik finde ich total bescheuert. So, und das ist für mich jetzt an der Stelle eher so „Nö, harte Arbeit, du musst erklären“. Weil natürlich die einfache Antwort immer ist: Ja, das habt ihr nicht hingekriegt, warum soll ich euch denn wählen? Dann kann ich jetzt sagen, ja gut, die anderen haben es auch nicht hingekriegt, warum sollt ihr sie wählen? Und die Opposition war auch noch nicht mal so stark, dass es an ihr lag. Warum sollst du die wählen? Dann könnte ich noch sagen als Nächster, die AfD hat eigentlich auch keine wirklichen Lösungsvorschläge, sondern weiß nur, was nicht geht. “

Was müsste aus Ihrer Sicht geändert werden?

© Welle Niederrhein

„Wir müssen erkennen, dass wir ein leistungsstarkes Land sein können, aber wir selber dazu auch leisten müssen, und zwar alle. Und das heißt sowohl die, die sehr stark sind, das heißt die, die hohes Einkommen haben, wir müssen was dafür tun, die müssen investieren, die können nicht einfach nur sagen, dann gehe ich halt ins Ausland mit meinem Geld, als auch diejenigen, die hier ihre tägliche Arbeit machen, als auch diejenigen, die in den gesamten anderen Bereichen unserer Gesellschaft tätig sind. Wir haben nicht mehr diese, für uns so vorteilhafte Situation: A) Wir sind hochproduktiv, produktiver als andere, B) Wir arbeiten mehr als der europäische Schnitt, C) Wir haben günstige Energie und D) Wir haben hochqualifizierte Produkte. Alle diese vier Faktoren, die unseren Standort mal stark gemacht haben, warum wir uns auch vieles leisten konnten, sind alle unter Bedrohung. Und dann muss ich das auch ändern. Das ist so wie bei mir. Ich kann nicht sagen, ich habe immer schon mit dem Fax gearbeitet, ich mache das auch weiterhin und ich kaufe das nächste Fax. Sondern dann muss ich eben auch sagen ne, du musst jetzt lernen, eben auch mit E-Mail, mit Social Media und all diesen Dingen zu arbeiten, weil deine Arbeit sich eben verändert, weil die Anforderungen an dich andere geworden sind. Ich muss vielleicht auch sehen, dass manche Jobs nicht mehr gehen. Aber dann muss ich eben auch gucken, was sind die Jobs der Zukunft? So und das ist, glaube ich, die Hauptsache. Wir wissen, dass wir uns ändern müssen, aber jeder von uns hofft, dass es ihn nicht betrifft. Deswegen übrigens auch der Wunsch von so vielen in den öffentlichen Dienst zu gehen. Und auch der wird sich ändern müssen. “

Was wollen Sie gerne für Ihren Wahlkreis bewegen?

© Welle Niederrhein

„Wenn ich in Berlin über meinen Wahlkreis, aber jetzt nehme ich mal ganz besonders Krefeld rede. Das ist ja ein Wahlkreis, das muss ich vielleicht auch sagen, dieser Wahlkreis ist schon bemerkenswert. Du hast alte Industriestruktur mit Chemie, aber auch ehemals Textil schon lange weg, mit Edelstahl und so weiter. Du hast auf der anderen Seite hast du Gebiete, denen es jedenfalls vom Durchschnittseinkommen - wie Meerbusch, Kaarst, Korschenbroich, Jüchen - sehr gut geht. Du hast Braunkohle, die an das Ende kommt. Ganz unterschiedlich. Aber was ich glaube, was man erreichen muss, ist - das ist ein Punkt, der ganz wichtig ist - dass hier investiert wird. Wenn ich erzähle, was für eine Arbeitslosigkeit Krefeld, nur Krefeld, nicht der Arbeitsbezirk, aber über 10% hat, dann glauben die Leute einem das erstmal nicht. Übrigens auch, weil sie dann immer gucken, warum habt ihr dann so gute FDP-Ergebnisse. Wir sind immer wieder in Krefeld, war es jetzt auch bei der Europawahl, wir waren die drittstärkste kreisfreie Stadt hinter Düsseldorf und Bonn, wo ich mal sage, das sind andere Bedingungen. Und für mich heißt das dann auch, wie sorge ich dafür, dass Investitionen hier hinkommen? Wie sorge ich nicht einfach nur dafür, dass Geld hier hinkommt, sondern Investitionen, mit denen zukünftige Arbeitsplätze kommen und nicht mit denen nur alte Infrastruktur und alte Arbeitsplätze gesichert werden. Und das bedeutet auch, ich muss mich immer wieder bemühen zu sehen, was können wir hier nach Krefeld holen? Wie sorge ich beim Thema Infrastruktur, dass es stimmt? Also auch wenn es einer der härtesten Jobs ist, ist das immer das Thema Bahn. Wie sorge ich dafür, dass diese Stadt ihre Anbindung, und das sage ich jetzt mal, wenn Sie mich fragen würden, was würde ich beim Thema Verkehr machen, nachdem wir jetzt das Thema A57, sechsspuriger Ausbau, das läuft. Wird ein bisschen noch dauern, aber es läuft. Ist für mich jetzt die Frage: Wie komme ich schnell, schneller und regelmäßiger nach Düsseldorf, Duisburg und Köln? Weil wenn ich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis über die Jahre sehe, dann sagen die alle, du, ich ziehe jetzt nach Krefeld. Und ich sage mir, warum? Dann sagen die, Schule ist gut, Infrastruktur, Schulinfrastruktur, Kindergärteninfrastruktur ist eigentlich noch ganz gut. Und im Übrigen, es ist preiswerter, als in Düsseldorf zu wohnen und pendeln dann, aber nach Düsseldorf rein pendeln, ja gut, musst du über die Autos, stehst du halt im Stau oder musst du frühmorgens losfahren vor dem Stau. Also das wäre für mich was, wo ich das glaube. Was ich nicht mache, ist so nach dem Motto, jetzt hast du wieder 4 Millionen für irgendeine Sache geholt und jetzt ist alles schön und gut. Das wird nicht helfen. Das Einzige, wo ich sagen würde, wo ich immer wieder versuchen würde, Mittel zu holen, ist im Bereich Kultur. Also wenn es, ich nehme jetzt mal ein Beispiel, Ankauf des Campendonk-Gemäldes. Ist gelungen mit Hilfe von Bundesmitteln. Das habe nicht ich zu verdanken. Ich habe nur dafür gesorgt, dass es Bundesmittel gibt, die aus der konkreten Entscheidung, bei aller Liebe zur Kultur, die ich hier habe, halte ich mich natürlich an der Stelle raus. Oder die Frage, Stadtbad Neusser Straße, wie können wir da erreichen, dass wir möglicherweise hier die Insektensammlung dann gesichert dauerhaft hinbekommen? Da bin ich bereit bei Kultur was zu tun. Aber sonst bin ich sehr vorsichtig, weil die Frage, was die richtige Investition ist, bin ich als Politiker ungeeignet für das zu wissen. Und ist auch nach meiner Meinung der Beamte im Bundesministerium ungeeignet. Das muss vor Ort Industrie, das müssen Gewerbetreibende, müssen Freiberufler, müssen Handwerker entscheiden. “

Was läuft aktuell in Krefeld gut?

© Welle Niederrhein

„Also was in Krefeld gut läuft, ist die Auseinandersetzung mit der Frage, wo die Probleme sind? Dass wir nicht mehr wie früher sagen, ne eigentlich geht doch alles. Es ist nur hier ein bisschen da ein bisschen. Wir sehen, dafür ist Krefeld dann exemplarisch für Deutschland, wir sehen, was alles zu tun ist. Was ich gut, sage ich ausdrücklich, finde, ist, wenn ich sehe, was die Stadtwerke tun. Das mag komisch klingen, wenn ein FDPler das sagt, aber wenn ich sehe, was die Stadtwerke an allen Stellen tun, um diese Stadt zu modernisieren, beim ÖPNV das hinzubekommen, mit Haltestellen. Ich sage jetzt als Uerdinger, auch wenn ich jetzt gerade von der Straßenbahn abgeschnitten bin, aber es tut sich was, es kommt was, es passiert was. Die Frage, wie wir bei nachhaltiger Energie dahin gehen, die Frage, wie wir auch noch mehr Energie speichern, da tut sich wirklich viel. Aber übrigens nach meiner Meinung auch deswegen, weil sich die Politik weitgehend bei der SWK, Aufsichtsrat hin oder her, weitgehend raushält und wir hier zwei Führungspersonen haben, die ohne Politik zu machen versuchen, für die Stadt was zu bewegen. Da sagen wir vielleicht, Otto, das darfst du nicht, das sind doch Städte, die sind doch im Städtischen Besitz. Nee, ganz ehrlich, ich lehne ja nicht ab, dass die Stadt auch an bestimmten Stellen ist. Sie sollen nur dann bitte diejenigen auch machen lassen und nicht erklären, ich habe jetzt aber noch eine sozialdemokratische Sicht auf die Dinge, christdemokratische oder liberale Sicht. Nee, lass das machen. Also das läuft nach meiner Meinung nicht schlecht. Ich würde mir wünschen, wie gesagt, dass wir bei der Frage Bahn noch bessere Schienenverkehr nach Düsseldorf haben. Das hat was mit der Gleisigkeit zu tun. Ich würde mir wünschen, dass wir die Frequenz noch ein bisschen erhöhen, damit die Frage eben ist, wenn ich zu den Hauptzeiten alle 20 Minuten was habe, in die oder die Richtung, dann ist das auch gut. Und ich bin ja selber jemand, der regelmäßig nutzt, von Uerdingen aus. Das Schnellste, um nach Duisburg zu kommen, wo du ins ICE-Netz kommst, ist einfach die Deutsche Bahn. Uerdinger Bahnhof, 10 Minuten und ich bin in Duisburg an dem sich langsam modernisierenden Bahnhof. “

Welche Sachen müssen in Krefeld unbedingt angepackt werden?

© Welle Niederrhein

„Ich weiß, dass das viele Krefelder nicht gerne hören. Aber wir sind nicht mehr dieses absolute Oberzentrum am Niederrhein. Wo alle hinkommen und da und so weiter. Da können wir uns hundertmal darüber ärgern, dass früher alles schöner und früher alles besser war. Wenn du wirklich dann, ich sag mal, in eine Großstadt willst, dann fährst du nach Düsseldorf oder Köln. Oder sogar, wenn du den Rhein nicht als Grenze siehst, nach Essen oder was weiß ich was. Deswegen müssen wir viel mehr sehen, wie ich nenne das immer, ist mein persönlicher Lieblingsspruch, wie können wir die kleine grüne, und damit grün meine ich dann wirklich, dann freundliche und auch sehr mit vielen Bäumen ja versehene kleine grüne Großstadt sein, die aber gleichzeitig auch sagt, wir sind Teil des Großraums Düsseldorf? Warum müssen die Leute denn immer in Mettmann, in Ratingen, irgendwo drumherum im Osten von Düsseldorf wohnen? Warum können die nicht genauso gut auch bei uns? Und die damit verbundene Kaufkraft, die damit verbundenen Möglichkeiten zu haben, wo dann möglicherweise irgendwann jemand sagt, ich brauche mein Büro ja gar nicht in Düsseldorf. Ich könnte das doch auch vielleicht viel günstiger in Krefeld machen, weil ich ja aber immer noch die Leute, die nach Düsseldorf wollen, ganz schnell zu mir bekomme. Und ich sage das auch mit einem gewissen Witz immer, ich sage immer, ja, ja, wir haben auch einen internationalen Flughafen in Krefeld. Wir haben den nur auf Düsseldorfer Stadtgebiet. Denn wenn wir ganz ehrlich sind, wenn wir als Krefelder mal anders denken würden, würde ich sagen, das ist ein Krefelder Flughafen. Denn wenn ich in die Innenstadt von Krefeld will, ich rede jetzt noch nicht immer vom Süden, wo es ja noch schneller ist, dann bin ich da genauso schnell, wie ich in der Innenstadt von Düsseldorf bin. Aber da versuchen wir immer zu sagen, ne, wir sind noch eigen und wir müssen in unserer heutigen vernetzten Zeit einfach erkennen, nein, wir sind Teil dieses Großraums Düsseldorf, warum sollen wir die Vorteile davon nicht nutzen? Wenn die den Flughafen bei sich auf dem Gebiet haben, ist doch schön. Aber über die A44 sind die ganz schnell bei uns.“

Wo halten Sie sich in Krefeld gerne auf?

© Welle Niederrhein

„Hm. Als Uerdinger natürlich immer am Rhein. Ich glaube, wenn, für mich gibt es nichts Schöneres, weil ich als Kind auch noch direkt am Rhein gewohnt habe. Da, wo heute das Rhein steht. Es gibt nichts Schöneres, als in diesem großen Rheinbogen mitten auf dem Rheindamm oder am Uerdinger Rheintor zu stehen und zu sehen, dass das alles Niederrhein ist. Mit dem Chemiewerk, mit der Rheinbrücke. Dahinten sieht man irgendwo Düsseldorf noch, aber dieser schöne Bogen, die Kiesfläche auf der anderen Seite, dahinter dann die grünen Flächen, dahinter dann an der Stelle auch das Mannesmann-Röhrenwerk. Auch manchmal abends das zu sehen, wenn die berühmten Abstiche da sind. Das ist ein Punkt, das ist tief. Und sage ich auch immer, allen Krefeldern, der Uerdinger immer mit einem Augen, also immer mit dem kleinen Zwinkern, sagt immer, liebe Leute, das ist ein einmaliger Ort in Krefeld. Das ist auch ein ganz besonderer Ort am Niederrhein da an der Stelle. Und ich sehe das ja inzwischen im Sommer, was da im Sommer los ist, wenn die Leute da oben auf dem Damm sitzen, wo man eben auch erreicht hat durch die Frage, wie man es modernisiert, dass das eine schöne Aufenthaltsqualität hat. Und wenn jetzt dann auch noch Rheinblick da fertig wird, dass das auch noch schön wird. Ich hoffe nur, dass man miteinander klarkommt und gegenseitig aufeinander auch Rücksicht dann auch stimmt. Das ist ein Punkt. Der zweite ist immer die Linner Burg, weil ich da schon zu einer Zeit war, als die Linner Burg noch kein Dach hatte. Und das Kindheit einfach war. Wir sind mit dem Fahrrad von Uerdingen hingefahren. Und das dritte ist, wenn es rein um die Frage geht, Landschaft und so weiter, ist der Hülser Berg natürlich. Also auf dem Turm auf dem Hülser Berg zu stehen, da hochzugehen, ist schon was Besonderes. Und manchmal dann klug scheißen zu können und zu sagen, unsere Berge sind entweder Müllberge oder Endmoränen, hat auch was.“

Wie stehen Sie zum Thema Rheinbrücke?

© Welle Niederrhein

"Ich kann das so sagen: Der Gefühlsrheinländer in mir sagt, ach, könnten wir nicht die schöne alte Rheinbrücke behalten? Das ist doch das Symbol. Das ist doch die Golden Gate, wenn sie auch grau ist, von Krefeld. Das ist das Eingangsportal. Der Mensch, der sagt, verdammte Hacke, ich will Arbeitsplätze sichern, ich will die Anbindung sichern, ich will, dass der Verkehr da funktioniert, weil wir da an einem Nadelöhr sind und weil wir sehen, wie es mit den Rheinbrücken ist, der sagt, wie kann ich dafür sorgen, dass so schnell wie möglich ich sichere, dass das dauerhaft, diese Verbindung auch weiter funktioniert? Wissend auch um die Schwierigkeiten, die wir ja bei anderen Rheinbrücken durchaus noch haben. Gut, Duisburg kommt jetzt langsam, da sind wir jetzt langsam durch, aber trotzdem, ich glaube, dass diese Uerdinger Rheinbrücke und wenn wir da die Autobahnverbindung mal irgendwann durch haben, wir sind ja dabei, es ist ja nicht mehr viel, dann ist das wieder etwas für den Standort, dann ist das wieder was, wo einer sagt, ich investiere jetzt im Krefelder Rheinhafen, ich investiere jetzt irgendwo im Krefelder Osten, Süden, weil ich da eine gute Verkehrsanbindung auch für meine LKWs habe. Ja, bitteschön, immer so, dass das möglichst wenig Belastung für die Bürgerinnen und Bürger ausmacht, aber ohne solche Verkehrsanbindungen geht das nicht. Und auch das ist etwas, wo Krefeld noch mehr Werbung machen könnte, zu sagen, pass mal auf, du kommst bei uns schnell Nord-Süd, wir bauen ja jetzt noch dreispurig aus über die A57, wir haben Schienenanbindung gut und wir haben einen Hafen. Also eigentlich ideal, um an der Stelle dann auch Industrie anzusiedeln. Und wer dann sagt, ich will aber keine Industrie, der muss sich dann halt auch fragen, wie sehr sich möglicherweise sein Arbeitsplatz auch nur deswegen noch halten lassen kann, weil es am Ende irgendwo eine Industrie gibt. Und da bin ich dann schon jemand, der sagt, so schnell wie möglich, auch wenn, wie gesagt, ein tränendes Auge da ist, wenn die Brücke, die ich seit meiner Kindheit immer, wenn man direkt am Rhein gewohnt hat, das war immer, immer, immer das Ding. Was dann der Weg ist, und das sage ich auch, dass ich mich trotzdem dafür einsetze, dass es keine 0815-Brücke gibt, so nach dem Motto, Hauptsache Brücke. Das ist auch klar. Und das kann man auch mit ein bisschen Kreativität, ich gebe zu, ich wollte ja mal Architekt werden, wurde dann Jura, okay. Aber ich habe das ja gesehen in Wesel, du kannst auch schöne Brücken machen, die Symbole für die Stadt sein können. Und vielleicht fällt uns dann vielleicht auch mal was Schönes ein, wie wir aus dieser Brücke, die dann sicherlich nicht mehr zweispurig, sondern am Ende in der Planung vierspurig ist, das machen. Ob die ein bisschen verschränkt wird und nicht, sage ich ehrlich, ist technisch. Ich will sie so schnell wie möglich, will ich mindestens zwei Spuren gesichert haben und dann auf Dauer natürlich eine Vierspurigkeit haben, weil ich eben diesen Standort Krefeld hier sicher haben will." 

Was soll mit der alten Brücke passieren?

© Welle Niederrhein

"Als liberaler sage ich dann immer: Ich bejahe den Staat, aber ich will nicht, dass der Staat alles macht. Wenn aber jetzt Bürger sagen, ich bin bereit, dafür zu zahlen, dass die Brücke bleibt, gerne. Ansonsten sage ich ehrlich, einfach sich hinzustellen, was viele tun und sagen, die Brücke muss erhalten bleiben und am Ende dann nicht zu verraten, wer es bezahlen muss, und dann kommt es am Ende, wie es ja immer so kommt, entweder es landet bei der Stadt, die hängt dann auf der Grundsteuer, die müssten dann wieder Mieter und Eigentümer bezahlen, das kann nicht der Sinn sein. Deswegen, wenn man das einer vernünftigen Funktion zu führen kann und wenn es jemanden gibt, der es wirtschaftlich noch einigermaßen vertragbar zeigt, sehr, sehr gerne. Weil dann würde das Herz des Uerdingers wieder sagen, da ist sie immer noch. Aber ehrlicherweise, ich mag nicht diese Tricks hintenrum, ja, ja, ich bin für den Erhalt, aber ich sage dir nicht, dass du es auch am Ende bezahlen musst, obwohl du es eigentlich gar nicht kannst. Da bin ich nicht bei. Und da muss man einfach sehen, in Frage kommt Bund, Land und Kommune. Der Bund hat null Interesse daran, nicht jetzt Otto Fricke als Bundesabgeordneter, der schon, klar, da ist das Gefühl ja wieder da, aber der hat da keine Aufgabe für. Das Land müsste dann sagen, ja, brauchen wir. Da müsste ich wissen, wofür. Fahrradweg? Schwierig. Hängt von der Frage ab, wie würde die Brücke dann an der Stelle aussehen. Und da bin ich einfach dann, gebe ich ehrlich zu, bei einem weinenden Herzen, doch mit vernünftigem Verstand eher dabei zu sagen, die Kosten, die so eine Brücke kostet, möchte ich nicht wissen, wie viele Kita-Gruppen oder wie viele offene Ganztagsschulgruppen ich damit finanzieren kann. Und da gebe ich ehrlicherweise zu, ist bei mir der Wunsch nach Stütze von Bildung höher als die Frage Stützung von sicherlich wunderschönen Brücken."

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