Krefeld II: FDP-Politiker Florian Philipp Ott im Gespräch

Die Bundestagswahl rückt immer näher und wir wollen Euch die Kandidaten aus Krefeld und dem Kreis Viersen vorstellen. So könnt Ihr Euch ein besseres Bild machen, wen Ihr am 23.02.2025 mit Eurer Erststimme wählen wollt.

Florian Philipp Ott ist 36 Jahre alt und kandidiert für die FDP im Wahlkreis 113 Krefeld II - Wesel II. Er ist in Krefeld geboren, aufgewachsen und bezeichnet Krefeld als sein Zuhause. Schon seit 2007 engagiert Ott sich ehrenamtlich bei den Freien Demokraten. Er hat Politikwissenschaften und Psychologie studiert. Heute arbeite er für das Bundesministerium der Finanzen.

Unsere Fragen anFlorian Philipp Ott

Was muss sich in Deutschland verändern?

© Welle Niederrhein

„Ja, es ist ein breites Spektrum natürlich. Ich meine, wenn man den US-Wahlkampf so ein bisschen verfolgt hat, dann gab es ein Beispiel, was immer wieder genannt wurde, um so bildlich zu machen, den Staat, der am meisten abgehängt zu sein scheint. Und das war West Virginia. Wenn man sich mal die Wirtschaftsleistung von West Virginia anschaut, dann muss man feststellen, dass die Wirtschaftsleistung von West Virginia, wie gesagt, ein Staat in den USA, der als abgehangen gilt, höher ist als die von Deutschland. Und Deutschland nur noch stärker ist als der schlechteste Staat der USA, nämlich Mississippi. Und ich glaube, das ist etwas, was unserem Anspruch nicht gerecht werden kann. Deswegen müssen wir wieder so ein bisschen die Dynamik in unserer Gesellschaft entfalten und den Menschen Möglichkeiten geben, erstens Leistung zu bringen und auch gemeinsam daran zu arbeiten, dass es wieder nach vorne geht. Konkrete Beispiele gibt es da eine ganze Reihe. Zum Beispiel als FDP setzen wir uns natürlich dafür ein, weniger Bürokratie, Entlastungen bei Steuern, Entlastungen bei Energiepreisen, um jetzt kurzfristig etwas mehr Optimismus auch in die Wirtschaft zu tragen, die ja wirklich am Boden liegt, wie wir jetzt seit spätestens einigen Monaten wissen, seitdem es auch der Bundeskanzler eingestanden hat. Bei der Bildung glaube ich, dass wir endlich Schluss machen müssen mit dieser „Kleinenstaaterei“ von 16 Bundesländern. Wir sind riesigen Nationen in dem globalen Wettbewerb gegenüber. Da muss man nur nach China, nach Indien, nach Südkorea blicken, aber auch eben nach Südamerika, wo wir im harten Wettbewerb stehen und mit 16 Bundesländern, die 16 verschiedene Bildungssysteme haben, wo man nicht von Bayern nach Bremen oder umgekehrt ziehen kann, einfach nicht mehr am Puls der Zeit sind. Und das dritte Thema, was mir besonders am Herzen liegt, ist die Frage der Altersvorsorge. Also wie schaffen wir es in einer alternden Gesellschaft - was erstmal etwas sehr Gutes ist, weil Menschen älter werden - wie schaffen wir es, dass auch die Jungen erstens noch die Möglichkeit haben, in ihrem Arbeitsleben von dem, was sie erarbeiten, noch was zu behalten und zweitens selber für ihr Alter vorsorgen zu können, weil wir wissen, dass die Systeme, wie wir sie haben, in der Situation, in der wir sind, mit wie gesagt alternder Gesellschaft, so auf Dauer nicht tragbar sein werden. Das sind so drei Punkte, wo ich glaube, da gibt es überall Potenziale, wenn man jetzt die richtigen Entscheidungen trifft. Und je später man sie trifft, desto schwieriger wird es am Ende zu korrigieren. Deshalb glaube ich, dass wir langsam ran müssen.“

Was wollen Sie im Bundestag für Krefeld erreichen?

© Welle Niederrhein

„Disclaimer sozusagen, die Möglichkeiten eines Bundestagsabgeordneten konkret was für den Wahlkreis zu verändern, was auch nachhaltig ist, was jetzt über das Gießkannenprinzip „ich akquiriere Fördergelder für Projekt A, B oder C“ hinausgeht, sind sehr begrenzt. Deswegen würde ich schon sagen, also mich interessieren die Themen, wie bringen wir unsere Staatsverschuldung oder unsere Staatsfinanzen zukunftsfest in den Blick und wie kriegen wir die Altersvorsorge so reformiert, dass sowohl die jetzigen Rentnerinnen und Rentner verlässlich sich darauf verlassen können, dass sie versorgt werden, aber die Jungen eben die Chance haben, das zu machen. Und ich glaube, das ist ein Thema, was auch die Krefelderinnen und Krefelder interessiert, weil das landesweite Wirkung hat. Ansonsten konkret in Krefeld könnte man jetzt sagen, Infrastrukturprojekte, wir könnten diskutieren über die Rheinbrücke in Uerdingen, aber es ehrlich gesagt wäre vermessen, zu behaupten, dass da ein einzelner Bundestagsabgeordneter die Möglichkeit hat, hier ganz konkret Wesentliches zu beeinflussen. Also daran glaube ich nicht, ohne sagen zu wollen, dass Bundestagsabgeordnete unwichtig sind, aber es ist halt am Ende eine Gremienentscheidung, es sind lange Prozesse, die damit verbunden sind, die in Ministerien vorbereitet werden und so. Also würde mich jetzt schwer tun zu sagen, keine Ahnung, ich werde gewählt und die Burg Linn kriegt ein neues Dach oder sowas. Also das würde ich unauthentisch finden.


Was läuft in Krefeld bereits gut?

© Welle Niederrhein

„Ich finde, Krefeld ist dadurch ausgezeichnet, dass wir eine extrem gut funktionierende Bürgergesellschaft haben. Also ich merke das immer wieder, ich pendle ja zwischen Berlin und Krefeld. Ich bin immer montags bis donnerstags in Berlin, komme dann donnerstags abends zurück nach Krefeld. Ich finde es immer total wohltuend, wenn man hier unterwegs ist, in den, ich sag mal, Lokalitäten, in denen die Krefelder sich so treffen, ob es der Stadtwald ist, ob es irgendwie hinten das ehemalige Kosmopolit ist, ob es der Nordbahnhof ist oder wo auch immer man hingeht, Blauer Engel etc., Kufa, man kennt sich und das finde ich total gut, weil eigentlich hat man sehr, sehr viel gemeinsam. Allen politischen Unterschieden hinweg hat man ein ziemlich gutes gemeinsames Verständnis davon, wie man hier zusammenleben möchte, was einem wichtig ist, wie man auch Traditionen pflegt, Karneval etc. Also das finde ich ist ein Asset, mit dem wir eigentlich viel stärker punkten müssen. Was wir viel zu häufig so in diesem Krefelder Pessimismus, das wäre vielleicht dann die zweite Frage, die noch kommt, in diesem Krefelder Pessimismus, der uns ja auf der anderen Seite so ein bisschen auszeichnet, stärker betonen sollten. Also nicht immer alles negativ sehen, optimistisch in die Zukunft gucken, gucken, was man gemeinsam bewegen kann.“

Wo liegen die konkreten Potentiale?

© Welle Niederrhein

„Also ich glaube, Krefeld hat jetzt wirtschaftlich gesprochen extrem große Potenziale. Das fängt an bei der Lage infrastrukturell - Ich meine, das werden Sie wahrscheinlich von allen Kandidaten hören - Lage am Rhein, Industriekultur, gute Autobahnanbindung mit Ausnahmen, mit kaputten Brücken und so weiter. Im Kern erstmal im Herzen Europas, nah an den Niederlanden, nah an den Häfen in den Niederlanden, nah an Frankreich auch letztlich, nah am Ruhrgebiet, nah an Köln, nah an Düsseldorf. Also Krefeld ist eigentlich inmitten dessen, wo die wirtschaftliche Stärke zumindest des Westens Deutschlands spielt. Lange gespielt hat und auch heute immer noch spielt. Finde ich erstmal sehr gut. Zweitens die rheinische Natur der Krefelderinnen und Krefelder, die, wie gerade eben beschrieben, positiv aufeinander zugehen, die vieles gemeinsam haben, die auch Dinge gemeinsam bewegen können, die irgendwie so einen gemeinsamen Way of Life, könnte man eigentlich sagen, verkörpern. Und was uns hier natürlich auch auszeichnet, ist eigentlich, finde ich, eine sehr, sehr schöne Stadtstruktur mit den ganzen Parks, also man hat eine hohe Lebensqualität, mit eigentlich im Kern auch schöner Altbausubstanz, insbesondere in der Innenstadt, auch in der Südstadt, aus der wir viel zu wenig machen aktuell, finde ich. Also ich glaube, Krefeld ist eine Stadt, die kann viele Chancen bieten. Deren Anbindung, gerade in den Abendstunden für die Jüngeren vielleicht, kann man nochmal verbessern. Aber eigentlich, wenn man in Krefeld groß geworden ist, stehen einem mit sozialen Unterschieden, die mir natürlich bewusst sind und so, aber grundsätzlich steht einem die Welt offen und man ist nah am Puls der Zeit und das ist eigentlich gut.“

Was läuft noch nicht so gut in Krefeld?

© Welle Niederrhein

„Was nicht so gut läuft, ist so dieser häufige Pessimismus, den die Krefelder auszeichnen. Also wenn jemand eine gute Idee hat, da kann man jetzt zahllose Beispiele bringen, da ist auch die FDP nicht von frei, ich sage mal, Stichwort Surfpark oder sowas. Also wenn irgendjemand eine Idee hat, der will was bewegen, der will irgendwie was verändern am Status Quo, dann ist meistens die Reaktion der Krefelder erstmal „hmm, muss das sein? Was bedeutet das denn? Hat das Auswirkungen auf mich in meinem kleinen persönlichen Umfeld?“ Und man blickt weniger auf die Chancen, die es für einen selbst, aber vor allem auch für andere hat. Und ich glaube, da brauchen wir eine andere Perspektive, brauchen wir einen Perspektivwechsel, wie Krefeld einfach sich stärker auch für die Zukunft stark machen kann. Das knüpft so ein bisschen an das Kernthema an, wie blicken wir eigentlich darauf, auf das, was noch kommt. Und ich glaube, auch Krefeld sollte positiv auf das gucken, was noch kommt, weil ich bin überzeugt, dass es gut wird.“


Wie läuft Ihr Wahlkampf?

© Welle Niederrhein

„Also bislang eigentlich relativ positiv. Also die Wahlkampfstände sind ja durch den Winter jetzt so semi-attraktiv. Kann man sagen, wir versuchen das so ein bisschen aufzulockern, indem wir dann zum Teil Kaffee anbieten. In Mörs haben die Kollegen auch Glühwein gehabt und sowas. Aber die Bürgerinnen und Bürger sind eigentlich sehr offen. Und was ich immer interessant finde, ist, für mich gibt es immer so einen Indikator. Also wenn man Werbegeschenke verteilt, dann nehmen die Leute sowieso alles. Die eigentlich harte Frage im Wahlkampf ist, nehmen Leute einen Flyer ohne ein Werbegeschenk? Und im Moment, bislang, habe ich das Gefühl, dass wir unsere Flyer ziemlich gut loswerden in den Fußgängerzonen ohne ein Werbegeschenk. Und das ist eine sehr große Offenheit auch der FDP gegenüber. Es ist nicht Begeisterung, also es ist jetzt nicht so, wie wir es 2017 oder 2021 gespürt haben, aber die FDP ist zumindest für viele offensichtlich ein seriöser und wählbarer Ansprechpartner und da sind wir in viele Gespräche gekommen, die gut gelaufen sind. Also ich blicke dem ganz positiv gegenüber.“


Sie werben mit dem Slogan Deutschland "enkelfit" zu machen. Was bedeutet das?

© Welle Niederrhein

„Genau, also so ein bisschen die Idee dahinter gewesen, ein Wort zu nehmen, was nicht im Duden steht, aber trotzdem einerseits positiv konnotiert ist und andererseits die Leute zum Nachdenken bringt. Und das funktioniert tatsächlich relativ gut. Also ich bin schon x-mal darauf angesprochen worden, positiv wie negativ: „Was soll das eigentlich sein, was soll das heißen, das ist kein richtiges Wort und so“ - Aber man kommt mit den Leuten ins Gespräch, die denken darüber nach und fragen sich, was meint der eigentlich damit. Und von daher bin ich ganz zufrieden damit. Ob es am Ende die Wählerinnen und Wähler auch so sehen, wird man dann sehen am 23. Februar.“


Was ist Ihr Traumergebnis für die FDP bei der Bundestagswahl?

© Welle Niederrhein

„Mein liebstes Wahlergebnis sieht so aus, dass wir eine starke FDP haben, das heißt deutlich über 5%. Da müssen wir momentan, offen gesagt, natürlich noch hart für kämpfen. Außerdem hoffe ich, dass es eine stabile Mehrheit in der Mitte gibt, in der die FDP hoffentlich eine Rolle spielt. Dass die Extrema außenvorgehalten werden und dass wir dann in den Wochen danach, nachdem wir jetzt - muss man offen sagen, auch so einen gewissen Konflikt der Parteien der Mitte haben, die gegeneinander im Wettbewerb stehen - dass man danach auch wieder die Kompromissfindung etwas stärker in den Mittelpunkt nimmt und es hinbekommt, eine stabile Bundesregierung zu bilden, die dann vielleicht das Land mit den Entscheidungen versorgt, von denen ich schon gesprochen habe.“

Wie stehen Sie zum Ampelaus?

© Welle Niederrhein

„Was ich mitbekommen habe, war, dass wir spätestens seit dem Urteil des Verfassungsgerichtes eigentlich in der Situation waren, wo es immer stärker zu Konflikten innerhalb der Bundesregierung gekommen ist, die am Ende eigentlich immer mit der Frage zu tun hatten „wie finanzieren wir das, was wir uns im Koalitionsvertrag aufgeschrieben haben? Wie kriegen wir das hin?“ Und zwar bei allen Parteien. Also bei Grünen, bei SPD, bei FDP - alle hatten ihre Projekte, die sie da im Mittelpunkt hatten. Und eigentlich war klar, das Geld dafür ist so nicht mehr da. Und von daher zeichnete sich das ab, auch über den Sommer hinweg zeichnete es sich ja ab, als es diese Ersthaushaltseinigung gab, dann war die Einigung aber verbunden mit Gutachten, die Gutachten kamen zu dem Ergebnis, die Einigung hält nicht, man musste nachfahren und so weiter und so fort. Also kurzum, es war ein großer Druck im System und es eskalierte sich auf allen Seiten immer weiter hoch und am Ende war eigentlich klar, dass es nur eine Lösung geben kann, wo eine der Seiten das Gesicht verliert, wo die eine Seite sagt sozusagen - und das wäre ja die FDP-Seite gewesen – „ich bin gezwungen, wieder besseren Wissens, Schuldenbremse zu brechen“. Oder die andere Seite sagt: „Ich gebe dem Druck des kleinsen Koalitionspartners nach und verabschiede mich von Projekten.“ Und ja am Ende ist ja dann ultimativ die Forderung gestellt worden, die Schuldenbremse zu brechen. Und ich bin der festen Überzeugung, dass es richtig war, dass Christian Lindner gesagt hat, das mache ich nicht mehr mit. Was dann danach drum herum war und so weiter, da hatte ich jetzt persönlich keinen Einblick drin, aber die Grundentscheidung finde ich nach wie vor richtig und ich finde auch, dass man überzeugt und gerade heraus, gerade wenn einem die Zukunft am Herzen liegt, gerade wenn man sagt, wir müssen unser Land aufstellen für Herausforderungen der Zukunft, auch eben die Belastung der jungen Generation mit eben reduzierten oder wenig Schulden, möglichst wenig Schulden, gerade heraus vertreten kann. Man muss ja immer dazu sagen, die Schuldenbremse ist ja kein Schuldenverbot. Der Bund macht ja über 50 Milliarden Schulden dieses Jahr, letztes Jahr. Also es kommt ja immer so ein bisschen so rüber, als wenn man gar keine Schulden machen dürfte. Das ist ja nicht der Fall. Er bremst nur die Neuverschuldung.“

Sie konnten bei Otto Fricke schon über die Schulter schauen. Warum wollen Sie in den Bundestag?

© Welle Niederrhein

„Es geht vor allem darum, dass ich gerne inhaltlich Dinge gestalten möchte und habe bei Herrn Fricke sehr, sehr viel einerseits über Politik gelernt und andererseits auch mitbekommen an vielen Stellen. Wir waren ja, als ich für Herrn Fricke gearbeitet habe, damals als FDP in der Opposition, wo vieles noch nicht so läuft, wie ich es mir persönlich vorstellen würde und wo ich insbesondere glaube, wo Deutschland einfach mehr Potenzial hat. Und das ist für mich insbesondere das Thema, wie blicken wir eigentlich in die Zukunft? Blicken wir optimistisch in die Zukunft? Sind wir davon überzeugt, dass Deutschland seine besten Zeiten noch vor sich hat? Oder glauben wir das Gegenteil, wie ich das Gefühl habe, dass es manche Parteien tun und regelmäßig auch so verbreiten, dass Deutschland die besten Zeiten eigentlich hinter sich hat. Und ich bin eben davon überzeugt, dass wir jetzt die politischen richtigen Entscheidungen treffen müssen, damit Deutschland in eine gute Zukunft blickt und nicht den Anschluss in der Welt verliert, die sich radikal verändert gerade.“

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