Das Interview zur NRW-Landtagswahl mit FDP-Spitzenkandidat Joachim Stamp

Der Spitzenkandidat für die NRW-Landtagswahl der Freien Demokratischen Partei (FDP) Joachim Stamp im Interview mit uns. Hier könnt ihr euch das gesamte Gespräch anhören.

Dr. Joachim Stamp FDP
© FDP NRW

Wird die FDP auch in der kommenden Legislaturperiode in Nordrhein-Westfalen mitregieren oder sich mit der Opposition begnügen müssen? Spitzenkandidat Joachim Stamp verrät uns im Interview mit Kollege José Narciandi, welche Position die Liberalen vertreten und welche Wahlversprechen er für die Zukunft macht.

© radioNRW

Stamp spricht sich für Maßnahmen aus, "die Putin und seine Kriegsmaschinerie schwächen"

Dass Deutschland sich Stand heute nicht mehr einem Embargo von russischem Öl verweigern will, stößt beim stellv. NRW-Ministerpräsidenten auf Zustimmung: "Ich glaube, dass es richtig ist, dass alles, was wir tun können an Maßnahmen gegen Wladimir Putin, notwendig ist. Wir stehen fest an der Seite der Ukraine. Wir müssen bei allen Maßnahmen immer sehen, dass wir maximal Putin und seine Kriegsmaschinerie schwächen und gleichzeitig unsere eigene Stärke hier aufrechterhalten. Das ist die wichtigste Voraussetzung. Und unter dieser Voraussetzung müssen wir alles unternehmen, um den Krieg zu beenden bzw. zumindest zu einem Waffenstillstand zu kommen", so Joachim Stamp. 

Wie auch für die Bundesregierung ist für Stamp das gemeinsame Agieren mit den europäischen Verbündeten ein zentrales Element des künftigen Handelns. Ein europaweites Umsetzen des Öl-Embargos erscheint ihm wahrscheinlich: "Ich gehe davon aus, dass das möglich ist. Hier gibt es ja auch eine enge Abstimmung der Bundesregierung mit den Partnern und das ist das Wichtigste. Wir müssen bei allem, was wir tun, – das gilt genauso auch für die Waffenlieferungen – in enger Abstimmung mit unseren Verbündeten agieren. Wir müssen unsere eigene Wehrhaftigkeit sichern. Aber darüber hinaus müssen wir eben alles tun, was der Ukraine hilft. Wir stehen fest an ihrer Seite. Wir sind nicht ambivalent, sondern klar parteiisch für die Ukraine. Das ist eine Selbstverständlichkeit [...] Wir müssen natürlich berücksichtigen, dass wir nicht aktive Kriegspartei werden, aber ich glaube, das ist auch allen klar", äußert sich der stellvertretende NRW-Ministerpräsident.

Familien- und Kinderminister Joachim Stamp: "Wir müssen berücksichtigen, dass wir nicht aktive Kriegspartei werden."© Land NRW
Familien- und Kinderminister Joachim Stamp: "Wir müssen berücksichtigen, dass wir nicht aktive Kriegspartei werden."
© Land NRW

Stamp: "Beschämende Schlammschlacht" im Wahlkampf

Die Art und Weise des derzeitigen Wahlkampfs findet Joachim Stamp nicht angemessen: "Ich finde es beschämend, dass wir jetzt so eine Schlammschlacht erleben zwischen SPD und CDU. Über Mallorca und Instagram und wer wann, wo, wie mit welchen Kontakten mit Russland zu tun hatte. Das können Parteihistoriker meiner Meinung nach später aufarbeiten. Jetzt geht es darum, dass wir hier vorankommen mit unserem Land". 

Ein Laster, mit dem Joachim Stamp zu kämpfen hat, spricht er ganz offen an: "Ich muss gestehen, – das ist natürlich kein gutes Vorbild für den Kinder- und Familienminister – dass ich leider immer noch Raucher bin. Aber ich habe meinen Töchtern versprochen, dass ich das in diesem Sommer aufhöre. Und ich habe das so versprochen, dass ich aus der Nummer auch nicht mehr rauskomme", kündigt er an. 

Hat das Regieren mit der CDU in den vergangenen Jahren Spaß gemacht? "Spaß ist das falsche Wort. Ich würde immer davon sprechen, dass man natürlich Freude daran hat, Politik zu gestalten. Aber es war jetzt kein Vergnügen in den vergangenen Jahren, weil wir mit der Pandemie und dem Krieg natürlich enorme Herausforderungen hatten, wo vieles andere auch in den Hintergrund gerückt ist und es in erster Linie darum ging, eine Krise bzw. mehrere Krisen zu meistern", stellt Stamp fest. Die derzeitigen Wahlumfragen deuten darauf hin, dass die bisherige Koalition aus CDU und FDP möglicherweise keine Mehrheit mehr erreichen könnte. Welche Optionen kämen für die NRW-FDP infrage? "Wir sind eine eigenständige Partei, wir sind unabhängig. Und deswegen ist es auch so, dass wir mit allen demokratischen Parteien in Nordrhein-Westfalen koalitionsfähig sind. Wir haben hier eine wirklich sehr seriöse Zusammenarbeit gehabt [...] mit der Union. Deswegen würden wir das gerne fortsetzen", positioniert sich sich der FDP-Spitzenkandidat deutlich.

Weitere Meldungen